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Von Andreas Ernst 1.11.2018, 06:00 Uhr
Eine grossangelegte Umfrage zu Religion, Minderheiten und Homo-Ehe zeigt: Europa ist ein Kontinent gespaltener Mentalitäten. Doch warum liegt Italien plötzlich im Osten?
Dreissig Jahre nach dem Fall der Mauer und 14 Jahre, nach der Ost-Expansion der EU, trennen Einstellungen, Werte und Mentalitäten den Kontinent weiterhin in eine östliche und eine westliche Hälfte. Dies zeigt eine grosse Umfrage des amerikanischen Pew Forschungszentrums, das auf Meinungs- und Trendforschung spezialisiert ist. Im Zentrum der Untersuchung stehen Einstellungen zu religiösen und sexuellen Minderheiten sowie das Verhältnis zwischen Religion und nationaler Identität in 34 europäischen Ländern. Es wurden 56 000 Personen befragt.
Italien liegt im Osten
«Wären Sie bereit, einen Muslim oder einen Juden als Familienmitglied willkommen zu heissen?» Mehr als die Hälfte der Osteuropäer lehnt die Frage ab. In Westeuropa ist die Reaktion dagegen mehrheitlich positiv (siehe Grafik). Interessant sind die zwei Ausreisser: Nur 43% der Italiener (die zum Westen gezählt werden) würden einen Muslim in der Familie akzeptieren. Im osteuropäischen Kroatien beträgt der zustimmende Wert für Muslime 57%. Bemerkenswert, dass Spanien und Portugal – wie Italien katholische und südliche Länder – in der Frage viel offener sind. Es ist vor diesem Hintergrund kaum zufällig, dass Italiens populistische Regierung in der Migrationsfrage eine Haltung einnimmt, die näher an der osteuropäischen Ablehnungsfront von Ungarn und Polen liegt, als an seinen Nachbarn.
Westeuropäer akzeptieren Juden und Muslime eher als Familienmitglieder
